Würde ich das überleben?

  • Es ist durchaus möglich, dass die Versicherungen das Tauchen so einschätzen. Aber es ist auch ein wahrer Kern darin... Prinzipiell bewegen wir uns beim tauchen in lebensfeindlichem Terrain. Es sind extreme Bedingungen, wie beispielsweise beim
    o Höhenbergsteigen
    o Ultralanglauf
    o Freiklettern
    o Fallschirmspringen
    o Eistauchen
    o Einhandsegeln
    o Rallyefahren
    o Großwellensurfen
    o Drachenfliegen
    o Klippenspringen
    o Kitesurfen
    o Apnoetauchen
    o Bungee-Jumping
    o Art de Deplacement
    Also ist auch das Tauchen in gewissem Sinn extrem und eine Form des Sports stellt es auch dar.


    Die Quelle für die Lust nach Erlebnis, Extremen und Risiko ist die Langeweile. Sie tritt auf, wenn der Mensch in seinen Fähigkeiten unterfordert ist, bei Monotonie und zu hoher Absicherung. „Drift“ (zielloses Dahintreiben) bedient die Langeweile
    Es werden 4 Typen der Langeweile unterschieden :


    1. Die situative Langeweile zeichnet sich durch ihren temporären Charakter aus.
    2. Die existenzielle Langeweile setzt eine innere, menschliche Leere voraus. Sie ist mehr oder weniger latent immer existent.
    3. Die überdrüssige Langeweile bezieht sich auf den Wohlstand und die Monotonie unseres Lebens.
    4. Die schöpferische Langeweile wird hier als Motivation für einen folgenden Schöpfungsvorgang betrachtet.


    Diese Ersatzbefriedigung finden die Menschen im Extremsport. Ein Kick, Adrenalin, Endorphin, aber (fast) immer mit kalkuliertem Risiko.


    Ebenso kann das Tauchen eine entspannende Wirkung haben. Die Stille, die Schwerelosgkeit...das Eintauchen in eine andere Welt. Jedoch eine potentiell für den Menschen lebensfeindliche Welt.
    Welche Motive nun jeder von uns hat...ich finde, man sollte sich einmal darüber Gedanken machen...
    LG
    Flu

  • Ich lese immer wieder Risikomanagement, sich vorher Überlegen wie eine Situation gehandhabt wird wenn sie auftritt usw.
    Das ist mit Sicherheit nicht der falsche Weg, besonders wenn man nach einem Fischegucken Tauchgang dann auch mal wieder so eine Situation übt um Routine zu bekommen.
    Viele vergessen aber bei dem ganzen durchdenken von Situationen (bis ins kleinste Detail) und Gerödeloptimieren das da eben ein ganz anderer Faktor eine Rolle spielt:


    Einfaches Beispiel, wenn ich mal jemanden richtig kräftig tunke beim Baden und er sich verschluckt dann flippt er aus. Ob jetzt alter Tauchhase oder nicht. Einfach weil die Panikschwelle nicht hoch genug ist.
    Oder in den Streitkräften werden die Leute gedrillt bis zum abwinken. Stehen sie an der Front flippen manche aus und sind nicht mehr Herr der Lage.
    Genauso kann man sich noch so gut über das Saufen Unterhalten. Säuft man dann zum ersten mal, kann es passieren das man trotz der theoretischen Vorbereitung keine Beherrschung mehr hat und nackt auf dem Tisch tanzt.


    Das warn jetzt vielleicht etwas abstruse Beispiele, aber was ich damit sagen will und schon in meinem Beitrag vorher angedeutet habe ist, dass man die Paniksituation selbst erfahren muss. Und das regelmässig durch geeignetes Training bei dem man über seine Grenzen hinaus muss.


    Viele unterschätzen einfach immer wieder was Sinnesreize bzw. Sinnesverlust wie Drehschwindel oder Erstickungsgefühl durch Verschlucken auslösen kann. Aber auch ein völlig irratioanaler Angstanfall ist derart mächtig, das man sowas einfach mal erlebt haben muss. Das kann man nicht theoretisch durchgehn. Soetwas geht nicht in einer Übung.


    Ich lese manchmal Sachen von Erfahrenen Tauchern, da fliegt mir das Blech weg. "Ja beim Drehschwindel orientiere ich mich am Buddy oder an meinen Luftblasen". Über sowas kann ich nur lachen, wenn man kaum mehr in der Lage ist seine eigenen Hände zu finden.


    Hartes und extremes Training, sehr viel Erfahrung (damit meine ich das Erleben solcher Situationen als Taucher oder Nichttaucher) kann durch kein theoretisches Vorgeplänkel am Stammtisch ersetzt werden.

  • Hallo Flu,



    klasse Link zum Thema!
    Die Kennlinien hätte ich auch so eingeschätzt.


    Die Überlappung beim Auftauchen interpretiere ich ähnlich der Frage:
    "Ist mir gerade wirklich nichts passiert, obwohl Deko doch für das Individium unberechenbar ist?"


    "Ebenso kann das Tauchen eine entspannende Wirkung haben. Die Stille, die Schwerelosgkeit...das Eintauchen in eine andere Welt."


    Jau, alles kann auch so einfach sein in dieser gar "lebensfeindlichen" Umgebung!



    "Welche Motive nun jeder von uns hat...ich finde, man sollte sich einmal darüber Gedanken machen..."


    Dies sehe ich eher als eine Frage an diejenigen, die das Extreme suchen....



    scuba62

  • Moinsen,
    Ihr schreibt alles was vom dauernden Üben, Testen und machen und tun..... stimme ich zu 100% zu. Es sollte hierbei aber auch berücksichtigt bleiben, dass viele bei der Routine dann unvorsichtig werden und den nötigen Respekt vor dieser Tätigkeit verlieren. Hier sollte, wie bei allem, die Eigenverantwortung, für sich selbst und seinen Buddy, an erster Stelle stehen.

    Wo ich bin ist vorne! --- wenn ich hinten bin ist da halt vorne 8)

  • @ Ddmoli:
    Es ist nicht immer die Routine die einem leichtsinnig werden lässt. Es oft einfach die lange Abstinenz von Erfahrungen wo der eigene Körper mal wieder völlig versagt.


    Grüsse Bastel