Ägyptische Fähre "Al Salam 98" gesunken

Hier noch ein paar Info-Quellen:
[URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,398864,00.html]spiegel.de[/URL]
n-tv.de
stern.de

A. =)

Hallo,

Als ich das letzte Mal in Safaga war, lag die "Al Salaam Boccaccio 98" gerade im Hafen. Ich habe selten so einen Seelenverkäufer gesehen.

Al Salaam Boccaccio 98

Leider haben die Menschen - ägyptische Gast-Arbeiter in Saudi-Arabien und Moslems auf der Hatsch - , die diese Fähren benutzen keine andere Wahl, da es für sie oftmals der einzige bezahlbare Weg nach Saudi Arabien ist.

Klingt irgendwie alles in allem wie der Unfall der Salem Express. Schlechte Sicht, schlechtes Wetter, Problem und der Kapitän reagiert nicht richtig....

Wie tief ist das Meer denn an der Stelle wo das Unglück passiert ist? Ist das Schiff in die Tiefe abgerauscht oder hätte es noch die Chance gegeben, dass in einer Luftblase Überlebende hätten gefunden werden können? Irgendwie war nie von Rettungstauchern die Rede.

MONSTA

Moin,

Nun die Salem Express ist gesunken, weil der Kapitän auch bei Sturm seine Abkürzung (zwischen Festland und Sha'ab Sheer) fahren wollte, statt wie üblich ( und inzwischen vorgeschrieben) nördlich am Panorama Riff vorbei.

Die Al Salam Boccaccio 98 hatte nach den bislang bekannten Berichten Feuer an Bord. Ob der Brand durch kleine Gaskocher der Passagiere oder durch Diesel, der auf eine heisse Oberfläche im Maschinenraum tropfte und sich entzündete, ausgelöst wurde, ist noch nicht erörtert und wird es vermutlich auch nie.

Die Schlagseite wurde vermutlich durch die großen Mengen Seewasser ausgelöst, die für die Löschversuche an Bord gepumpt wurden.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass es sich auch bei der Al Salam Boccaccio 98 um ein sogenanntes RoRo (Roll on/ Roll off) handelte, bei dem die Fahrzeuge am Bug oder Hack einfahren und am anderen Ende dann dass Schiff verlassen. Dazwischen befindet sich ein großer Raum (meist unterteilt in mehrere Decks) der keinerlei Schotten hat. Dringt in diesen Raum Wasser ein, verliert das Schiff an Stabilität. Bei nahezu allen großen Schiffsunglücken der jüngsten Zeit handelte es sich um Schiffe dieser Bauweise (Estonia, Jan Heweliousz, Salem Express) Diese Schiffstypen sind inzwischen nicht mehr in der EU zulässig. Sämtliche europäische Fahren sind vom Prinzip her immer noch RoRo, weisen aber in den Fahrzeugdecks Schotten auf.

Nach der Positionsangabe des Unglücksortes ist das Rote Meer dort ca. 1000 m tief.
Damit hat sich die Frage nach Rettungstauchern woll erledigt.

Mike
Danke für die infos. Diese Fragen hatte ich mir auch schon gestellt.

Viel schlimmer ist die Tatsache, dass die Fähren in Europa (denn die Vorschrift nach den Laderaum-Schotten galt ja zunächst nur für neue Schiffe) die ausgemustert wurden dann nach Afrika und Südamerika verkauft wurden wo sie teilweise heute noch Dienst tun. Auch die jetzt gesunkene Fähre war offensichtlich wie die Salem Express, die ja auch vorher in Europa war, so ein Kandidat.

Das ist doch der gleiche Mist wie mit den ausgemusterten Omnibussen, Verkehrsflugzeugen und Öltankern. Hier kommen die zu Recht nicht mehr über den "TÜV" und in der dritten Welt kosten die Menschen ihr Leben.

Das mit dem Löschwasser habe ich auch gelesen, gerade die fehlenden Schotten machen es dann nämlich unmöglich das Schiff stabil zu halten, weil das Wasser von einer Ecke in die andere schwappt.

Mit 1000m hat sich an der Stelle so ziemlich alles erledigt! Stimmt! Aber zum Glück auch das Piratentauchen, das bei der Salem ja am Tag nach dem Unglück eingesetzt hat.

Zitat

Original von Monsta
Auch die jetzt gesunkene Fähre war offensichtlich wie die Salem Express, die ja auch vorher in Europa war, so ein Kandidat.

Ja. Einerseits wurde sie angeblich wegen zu großer Instabilität von der vorherigen Reederei verkauft, andererseits hat sie erst vor kurzem eine neue Zertifizierung erhalten.

Zitat

Das mit dem Löschwasser habe ich auch gelesen, gerade die fehlenden Schotten machen es dann nämlich unmöglich das Schiff stabil zu halten, weil das Wasser von einer Ecke in die andere schwappt.

Das nennt sich im Fachjargon "Effect of free surface liquids" FSE.

Zitat

Original von Mike
Ja. Einerseits wurde sie angeblich wegen zu großer Instabilität von der vorherigen Reederei verkauft, andererseits hat sie erst vor kurzem eine neue Zertifizierung erhalten.

Fragt sich nur wer die Zertifizierung ausgestellt hat, nach welchen Normen die gelaufen ist und wieviel Geld geflossen ist.

Zitat

Original von Mike
Das nennt sich im Fachjargon "Effect of free surface liquids" FSE.

Uiiii, das merke ich mir! Das klingt gut, wenn man anstatt von Schwabbelwasser über FSE reden kann.

Gruss mOnStI

Zitat

Original von Monsta
Uiiii, das merke ich mir! Das klingt gut, wenn man anstatt von Schwabbelwasser über FSE reden kann.

Wenn du noch weiter beweisen willst, dass du Ahnung von den stabilitätsbestimmenden Faktoren eines Schiffes hast, solltest du dir die Begriffe Metazentrum und metazentrische Höhe merken.

Anm:
Metazentrum: Schnittpunkt, den die Wirkungslinie der Auftriebskraft eines Schiffes, bei schräger Lage mit dessen senkrechter Mittelachse bildet. Das Metazentrum muss höher als der Schwerpunkt liegen, damit das Schiff nicht kentert.

Metazentrische Höhe: Abstand vom Gewichtsschwerpunkt zum Metazentrum.
Stabil (hm > 0)
Indifferent (hm = 0)
Labil (hm < 0)

Mit egozentrischem Gruße

Cool, was man(n) oder auch Frau hier alles so lernt:
Metazentrische Höhe und Metazentrum
:hello: danke @ Mike!
Aber die Fähre "Al Salam 98" bei ca. 1000 m Tiefe nicht
betrauchbar. :,-(

Elke, das sich nach anderen Wracks umschauende kleine Seepferdchen