Seekrank? Und was dann?

  • Gehört ihr auch zu den Tauchern, denen es unter Wasser besser geht als über Wasser - speziell dann wenn der Tauchplatz mit einem Boot angefahren wird.


    Ich hatte vor einigen Jahren enorme Probleme mit der Seekrankheit, die jetzt komischerweise nahezu verschwunden sind (kann man sich daran gewöhnen?). Dabei habe ich viel ausprobiert und vor allem natürlich Dinge, die nicht in Tablettenform gepresst waren und das ZNS angreifen - was ja bekanntlich beim Tauchen dann Probleme geben kann.


    Ich hatte dann erfolgreich auf Rat von Michel ein Medikament mit dem Wirkstoff Cinnarizin in einer Dosierung von 50mg ausprobiert und war restlos begeistert. Die Vorteile meiner Meinung nach:
    - man kann es einnehmen wenn "es passiert ist" (also nicht 2h vor Ausfahrt) sondern nur wenn man es wirklich braucht
    - es wirkt nicht auf das ZNS
    - ist recht günstig zu bekommen (im Vergleich zu Reisetabletten)


    Wie sind Eure Erfahrungen?


    Dieser Beitrag ist keine Aufforderung das o.g. Produkt zu nehmen noch übernehme ich irgendwelche Verantwortung im Zusammenhang mit dem oben genannten. Vor Einnahme ist immer Rücksprache mit einem Arzt oder dem Apotheker zu nehmen.

  • ....@ monsta: warst oder bist Du etwa Rechtsanwalt...??? Sieht ja echt lustig aus Deine Haftungseinschränkungen in Kleinschrift... :engelNX: :rofl: :joke:

    :hai: To dive or not to dive...that's the question :hai: 

  • Noe bin ich nicht und will ich auch nicht werden, aber ich dachte es wäre in diesem Zusammenhang vielleicht sinnvall mal drauf hinzuweisen, das man VOR der Einnahme auch mal einen Arzt befragt - denn nicht einmal das bin ich :D


    Gute Erfahrungen bei mir können schlechte Erfahrungen bei Dir sein und mit der Gesundheit ist ja bekanntlich nicht zu spaßen! :huhu:


    Monsti

  • Hallo,


    Zitat

    Original von Monsta
    Ich hatte vor einigen Jahren enorme Probleme mit der Seekrankheit, die jetzt komischerweise nahezu verschwunden sind (kann man sich daran gewöhnen?).


    Aus beruflicher Erfahrung weiß ich, dass sich die Meisten an die Bewegungen des Schiffes gewöhnen können - im Allgemeinen auch "es wachsen einem Seebeine" genannt.
    Hin- und wieder mussten allerdings Besatzungsmitglieder von Bord und an Land eingesetzt werden, da sie auch nach langer Seefahrt immer noch für Seekrankheit anfällig waren.


    Zum Glück habe ich noch nie persönlich erfahren müssen, wie es ist, Seekrank zu werden. :] Kann vielleicht auch darin liegen, dass ich als Kind immer bei meinem Vater an Bord mitfahren durfte :rofl:

  • Hallo,
    nun ist es geschehen, das Thema ließ mich nicht mehr los. ;)


    Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 15% der Menschen unempfindlich gegenüber dem Auftreten der Seekrankheit sind, 75% "normal" anfällig und etwa 10% stark anfällig sind. Frauen und auch Kinder leiden häufiger unter der Seekrankheit als Männer.


    Positiver Ausblick: Bei über 90% der gesunden Menschen verschwinden die Symptome der Seekrankheit nach 2 bis 3 Tagen von selber.


    Es gibt Seeleute, die nie seekrank geworden sind, andere wurden es ohne erkenntliche Ursache nach vielen Jahren und manche werden praktisch bei jeder neuen Reise wieder seekrank. Bei Seglern, die längere Törns unternehmen, tritt in der Regel nach einigen Tagen eine Gewöhnung auf, danach sinkt das Risiko, erneut seekrank zu werden ganz erheblich. Aber bei einer späteren erneuten Seereise besteht dieser Gewöhnungseffekt in der Regel nicht mehr


    Anmerkungen zur Seekrankheit


    Die Ursache für die Seekrankheit hat mit dem Gleichgewichtsinn und den vom Auge und Gleichgewichtsapparat an das Gehirn gelieferten Informationen zu tun. Wenn diese Informationen für das Gehirn nicht richtig zusammen passen, wird man seekrank. Allerdings ist es nicht nur der Sehapparat alleine, der Seekrankheit ausmacht, denn auch Blinde können seekrank werden.
    *
    Seekrankheitssymptome kann man größtenteils vermeiden bzw. mildern, wenn man mittschiffs (Längsachse des Schiffes) in Fahrtrichtung steht und nach Möglichkeit den Horizont fixiert.
    *
    Stress (z.B. Angst vor der Seekrankheit) führt zur Ausschüttung von Histamin
    *
    Blockiert man die Histamin-Produktion im Gehirn, tritt Seekrankheit nicht auf
    *
    Schweine werden nicht seekrank. Das liegt daran, daß sie ein Enzym bilden, welches Histamin neutralisiert. (Jetzt weiss ich auch, warum die Neuen an Bord uns immer als solche bezeichneten, wenn wir Witze übers Essen gemacht haben)
    *
    Vitamin C hilft beim Histaminabbau, daher sollte man Vitamin-C-reiche Nahrung essen und histaminhaltige Nahrung, wie Spinat, Tomaten, Rotwein, Bier, haltbar gemachte Nahrung wie Salami, Hartkäse, Dosen-Thunfisch, Ketchup, Pizza usw. vermeiden. (histaminarme Lebensmittel sind u.a. frischer Fisch und Fleisch, Frischkäse, Obst)
    *
    Das schon angesprochene Medikament Cinnarizin baut Histamin ab.



    Die Unterteilung der Kinetosen (Bewegungskrankheiten, zu denen auch die Seekrankheit (Nausea) gehört,) erfolgt nach dem Schweregrad der Beschwerden dreistufig:


    Die leichte Form enthält:


    *Kopfschmerzen
    *Müdigkeit
    *Appetitlosigkeit
    *Antriebsarmut


    Schwerere Form:


    *Übelkeit, oft mit Erbrechen
    *Appetitlosigkeit
    *Ausgeprägte Müdigkeit
    *Antriebslosigkeit


    Schwere Form


    *Subjektiv schweres Krankheitsgefühl
    *starkes Erbrechen von Magensaft und Gallenflüssigkeit
    *Ekelgefühl gegenüber jeglichen Nahrungsmitteln
    *Koordinationsstörung
    *völlige Antriebslosigkeit


    An Bord werden diese 3 Stufen etwas humorvoll wie folgt beschrieben:


    *bei der ersten Stufe besteht Angst zu sterben,
    *bei der zweiten Stufe ist es einem egal, ob man stirbt,
    *bei der dritten Stufe besteht der Wunsch endlich sterben zu dürfen.



    Glücklicherweise betrifft die schwere Form der Seekrankheit nur etwa 15 bis 20% der Betroffenen.


    Ok, diese Statitik hilft den Betroffenen nicht wirklich.


    Ich hoffe, euch nicht allzu sehr gelangweilt zu haben.



    recherchen-quelle: Yacht

  • Boooaaah - mir wird jetzt schon ganz schwindlig :D


    Hatte das Glück nie richtig krank zu werden, denke aber auch, dass es jeden mal erwischt.
    Von Tabletten halte ich nicht viel - Chemie und Tauchen ist nicht die Lösung...
    Vielleicht mal vorher auf der Nordsee ausprobieren!?


    Mit oder ohne Seebein gegrüßt - Alex :)

  • 7.tease: Angeblich nein! Aber vielleicht ist dem doch so und es beeinträchtigt nur beim tauchen eben nicht. Immerhin ist das Zeug auf fast allen Tauchbooten auf denen ich war im "Angebot" und wirkt immer wieder.


    @all: Vielleicht habt ihr von dem Zeug schon einmal genascht ohne es zu wissen. In Ägypten und Spanien ist der Handelsnahme nämlich "Stugeron".


    Grüsse MONSTA

  • Zitat

    Original von Monsta


    @all: Vielleicht habt ihr von dem Zeug schon einmal genascht ohne es zu wissen. In Ägypten und Spanien ist der Handelsnahme nämlich "Stugeron".


    Hier noch ein paar Handelsnamen (ohne Gewähr):
    Aplactan (Japan),
    Cerepar (Deutschland),
    Cibine (Belgien),
    Cinazyn (Italien),
    Cinnacet (Deutschland),
    Cinnarizin Forte Ran (Deutschland),
    Cinnarizin Forte Ratiopharm (Deutschland),
    Cinnarizin Siegfried (Deutschland),
    Cinnipirine (Niederlande),
    Dimitronal (Belgien),
    Giganten (Deutschland),
    Glanil (verschiedene Länder),
    Lazeta (verschiedene Länder),
    Mitronal (USA),
    Pervasum (Spanien),
    Stugeron (Großbritannien, Belgien, Schweiz, Spanien, Italien), Stunarone (Israel),
    Stutgeron (Deutschland),
    Stutgin (verschiedene Länder),
    Toliman (Italien),
    Vasoten (Spanien)


    Ich konnte bislang nichts über Wirkung aufs ZNS finden.


    Hey Alex, Du hast doch den Kosmos Chemiekasten.... ;)

  • Ääähhh, ich kenn nur Acetylsalicylsäure und Bepanthenol.
    Das eine für den Kopf, das Andere für die Haut...


    Und wenn ich Beides mal brauch, geh ich nicht tauchen :)


    Jetzt völlig off-topic... Alex :zwille:

  • ich gehör leider zu den armen tröpfen die fast in die kategorie 2-3 passen. ;(
    ohne medikament brauch ich erst gar nicht aufs boot.
    wenn ich in ägypt bin ist es das erst mir auf der basis was geben zu lassen.
    habe noch keine schlechte erfahrung damit beim tauchen gemacht. nach dem ersten tg sind dann die beschwerden eh verschwunden und kommen an dem tage auch nicht mehr.
    das schlimmste erlebins hatte ich allerdings auf dem bodesee, denn bis zu diesem tag hätte ich nie gedacht dass man auch auf dem bodensee seekrank werden kann. hatte natürlich keine pillen mit und das tauchen hatte auch nicht geholfen, eher gegenteilig. :evil:
    ich galub ich gewöhn nie daran ;(

  • Was ist eigentlich der physiologische Grund für die Seekrankheit? ?(
    Was passiert da im Körper? :wirr:
    Und was kann man außer dem Nehmen von Medikamenten sonst dagegen tun? ?(


    @ sunshineblub
    Doch doch sowas geht! :loool: Denn auch auf einem See kann es mancmal schaukel und ein wenig Wellen geben. Ein Arbeitskolleg von mir hat schon mal dieselbe Erfahrung gemacht...und das als Angler. :,-(


    :Haare:

  • @Torro: Die Ursache der Seekrankheit ist , dass der Gleichgewichtssinn im Innenohr durch Beschleunigungen (Schaukeln des Schiffes, Stöße durch Wellen, etc.) über einen längeren Zeitraum gereizt wird, ohne dass diese Bewegungen von anderen Sinnesorganen wie zum Beispiel den Augen bestätigt werden. Daher ist es auch so, dass Leute, die anfällig für die Seekrankheit sind, diese viel schneller bekommen, wenn sie unter Deck sind, da hier die Augen keine Visuelle Referenz (Horizont Küste, etc.) haben, die die Bewegung bestätigen. Im Umkehrschluss also, wenn das Schiff schaukelt und der sich bewegende Horizont dem Hirn sagt, dass das Innenohr "Recht" hat, dann wird man auch nicht so leicht seekrank. Also "Augen auf" und an Deck gehen (auch wenn´s kalt und windig ist) und den Horizont oder die Küste fixieren, dann klappt das! Aber eben nur, wenn es nicht schon passiert ist. Dieselabgase und Ölgeruch sollte man ausserdem auch noch meiden, auch wenn es natürlich keinen direkten Zusammenhang zur Seekrankheit selbst gibt, aber diese Faktoren verstärken eine kleine Übelkeit oft zur "Grossen mit Auswurf". Wobei bei letzterer Erscheinungsform die Windrichtung eine nicht zu vernachlässigende Größe ist, die es gerade an Bord eines Schiffes zu beachten gilt :D


    Ergo: Seekrankheit ist eine Kopfsache!


    MONSTI

  • @ Monsta
    vielen Dank für deine Erläuterungen ;)
    Dann mach ich je schon instinktiv alles richtig und habe bisher denjenigen die Seekrank zu werden drohen die richtigen Tips gegeben :D
    ZumGlückseltenSeekrankwerdenden Gruß :hello:

  • Hilfreich kann das Hören von Musik sein. Mir geht's damit prima. Allerdings neige ich auch nicht zu richtiger Seekrankheit.
    Vielleicht wird das Innenohr dadurch noch zusätzlich gereizt und die Problematik des Gleichgewichtssinns tritt etwas in den Hintergrund?
    Ein Versuch ist es jedenfalls wert (garantiert ohne Auswirkungen auf das Tauchen ;) ).
    Ausserdem: Mitte des Schiffes aufsuchen (schaukelt am wenigstens) und, wie schon empfohlen, an der frischen Luft bleiben, den Horizont oder (falls möglich) Land mit den Augen fixieren.


    Kleine Anekdote am Rande, die wir bei einer unserer Safaris erlebt haben:
    Einer der Teilnehmer betrat mit Tasche in der Hand das Schiff vom Heck aus, stellte die Tasche ab und ging direkt weiter zum Bug, um die Fische zu füttern... Das nenne ich schnell!
    8o

  • Hai(fische)


    Sehr interessant fand ich die Angabe, dass auch Blinde seekrank werden können. Also kann es nicht nur das Zusammenspiel Auge und Gleichgewichtssinn alleine sein.


    Übrigens gibt es auch die Simulatorenkrankheit. Diese tritt ebenfalls auf, wenn die optischen Informationen nicht mit den Bewegungen übereinstimmt. Bei einem Versuch führten schon Verzögerungen der optischen Darstellung gegenüber der Bewegung des Simulators von ca. 1/1000tel Sekunde zu Übelkeit. Ist die Bildwiederholungsfrequenz zu niedrig, verstärken sich die Symptome noch. (Siehe auch Epilepsiewarnung bei Computerspielen).


    Scheint also ein Zusammenspiel vieler verschiedener Reize zu sein. Daher evtl. auch die Empfindlichkeit auf Gerüche.


    Bei den Dieselabgasen bin ich der Meinung, dass hier eher das Kohlenmonoxid eine Rolle spielt

  • Zitat

    Original von Mariiie
    Hilfreich kann das Hören von Musik sein. Mir geht's damit prima.


    Hab gerade mit einem Arzt vom Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine gesprochen. Was u.U. hilft, ist das langsame Zerkauen von Früchten, vorzugsweise Bananen. Es wird vermutet, dass zusätzlich zum Histaminabbau (Vitamin C) die Kaubewegungen den Gleichgewichtssinn beruhigen.

  • Zitat

    Original von Mike
    Sehr interessant fand ich die Angabe, dass auch Blinde seekrank werden können. Also kann es nicht nur das Zusammenspiel Auge und Gleichgewichtssinn alleine sein.


    Stimmt, aber es geht ja - auch bei den anderen Beispielen von Dir - darum, dass eben zwei Informationen, die das Hirn bekommt, nicht zusammenpassen. In der Regel ist das eben Gleichgewicht und Auge, aber es geht natürlich auch anders!


    Das mit dem Kohlenmonoxyd glaube ich auch!


    Zitat

    Original von Mike
    Was u.U. hilft, ist das langsame Zerkauen von Früchten, vorzugsweise Bananen.


    Wäre jetzt nur die Frage an den Zoologen, ob Affen Seekrank werden können? :D :D :D


    MONSTI

  • Hai Monsti,


    sehe ich genauso:
    Es geht imho um die Auswertung verschiedener Informationen, wobei das Resultat eben nicht unserer evolutionär erworbenen Erfahrung entspricht.


    Frei nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf! Ergo: Gespräch mit Gott, Kurt oder sonst wem. (Schade, jetzt fehlt mir ein sich übergebender Smiley ;) )


    Wenn ich es weiterhin richtig vestanden habe, wird dabei im Körper Histamin gebildet, welches ursächlich für die Symptome ist.