Dr. Eichelbaum / Großer Belt / DK

  • Wrack: Dr. Eichelbaum
    Schiffstyp: Vorpostenboot
    Lage: Großer Belt
    Tiefe: Grund: 27 m
    Oberkante: ca. 18 m
    Position: 55.05,800 N und 11.02,500 E


    Im Mittelpunkt des Geschehens steht nun eines jener Schiffe, die man in längst entschwundenen Zeiten mit dem Spitznamen „DERGL“ belegt hatte.


    Edit: Leider musste die Erklärung zur Entstehung des Begriffs Dergl aus urheberrechtlichen Gründen entfernt werden. Zu finden ist diese im Buch "Fischdampfer und Walfangboote im Krieg - Der Einsatz der 17. U-Bootjagdflottille vor Norwegen" von Hans Kohl.


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    „DERGL“, dieser zugegebenermaßen doch sehr seltsam klingende Name entstand wenige Jahre vor dem ersten Weltkrieg 1914.


    Seitdem Kaiser Wilhelm.II ein Flottenaufbauprogramm zum Schutze des Reiches und zum Schutz deutscher Interessen auf See befohlen hatte, bestimmte eine immer größer werdende Flotte von Linienschiffen, Kreuzern, Schlachtschiffen und U-Booten das Bild der alljährlichen, im Frühjahr und auch im Herbst stattfindenden, Flottenmanöver. Der Kaiser begeisterte sich immer mehr für diese, zu der damaligen Zeit doch sehr imposanten Schiffe. Es wurden unzählige Postkarten und Wandbilder von den Schiffen gefertigt um diese auch im Binnenland bekannt zumachen. Die Bevölkerung sah mit Stolz auf die Linienschiffs- und Kreuzergeschwader, die mit hochgehender Bugwelle durch die Nord- und Ostsee schäumten.
    Wenn vom Flagschiff per Flaggensignal „Durchbruch durch die Linie“ befohlen wurde, dann jagten die „schwarzen Gesellen“ , die nachtdunkel angestrichenen Torpedoboote der damaligen Zeit, zwischen den Dickschiffen hindurch; um aus deren „Feuerlee“, dem Trefferschutz, und unter dem roten Doppelstander „ Zet vor“ zum Torpedoangriff auf den Gegner anzusetzen, tollkühn natürlich, wie immer wieder dargestellt.


    Was sonst noch an kleineren Schiffen umher fuhr, um diese Flottenmanöver erst möglich zu machen, wie Frischwassertransporter, Marineschlepper, Tanker, Hafenschutzboote usw. wurden von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. In den Listen der teilnehmenden Flottenverbände rangierten diese unentbehrlichen Helfer meist unter der Rubrik „und dergleichen “abgekürzt „dergl“.


    Aus dieser Tatsache wurde unter den Besatzungen dieser Schiffe , wie auch später in der gesamten Flotte der Begriff „Dergl“ geprägt.


    Wer auf einem "Dergl" zur See fuhr genoss in den Augen selbstbewusster und elitär wohlerzogener Seeoffiziere seiner Majestät des Kaisers kein sonderlich großes Ansehen, sondern wurde eher herablassend betrachtet.


    Je weiter der Krieg 1914 – 1918 fortschritt, desto bedeutsamer wurden die vorher herablassend behandelten „Dergl“.


    Kurz nach Kriegsausbruch, am 28. August 1914, bescherten die Engländer in einem Seegefecht, in dessen Verlauf die kleinen Kreuzer CÖLN, MAINZ und ARIADNE sowie das Torpedoboot V 187 sanken und zum Totalverlust wurden, den Deutschen eine empfindliche Niederlage.
    Man musste erkennen, das die Kreuzer, die als Aufklärer eingesetzt waren, ohne eine weiträumige Luftaufklärung einerseits, und die in der Nordsee ständig präsenten, praktisch fast wetterunabhängig operierenden Vorpostenboote andererseits, ausreichend vor Überraschungen des Feindes geschützt waren.


    Nun war die Stunde der „Dergl“ gekommen ohne die die Flotte, oder auch die U-Boote, ihre Feindfahrten hätten nicht antreten können.
    Die oberste Marineleitung hatte keinerlei Erfahrung mit dem Umbau von Fischdampfern zu Vorpostenbooten und diese dann zur Minenabwehr auszurüsten. Anfangs bewaffnete sie man nur schwach, selbst an wichtigen Funktelegrafieanlagen wurde gespart. Schon im August 1915 sah man sich gezwungen, diesen doch sehr unzureichenden Zustand abzuändern und viele Schiffe mit Torpedorohren zur U-Bootbekämpfung sowie U-Bootdrachen und Wasserbomben nachzurüsten.


    Zuerst wurden 45 Fischdampfer Neubauten von der Marine übernommen und später sollten Werften 145 weitere Neubauten, die man mit Unterkünften für 27 Mann, Geschützunterbauten, Munitionskammern, Generatoren und leistungsstarke Scheinwerfer ausrüstete, abliefern.


    Nein, über die „dergl“ lachte bald niemand mehr. Über 50 solcher Boote sanken nach Minen- und Torpedotreffer, im Granathagel feindlicher Zerstörer an beiden Seekriegsfronten oder sind auf hoher See einfach verschollen.


    Der bewaffnete Fischdampfer war zu einem unentbehrlichen Seekriegsmittel geworden , was für hohe, einflussreiche Seeoffiziere zu einem „AHA“ Erlebnis wurde.


    Im Zuges des Flottenaufbaus zu Beginn des zweiten Weltkrieges sah es das OKM als richtig an , „mobilmachungsmässig“ abermals zahlreiche Fischdampfer zu Hilfs-, Vorposten- und Minenräumbooten ausrüsten zulassen.
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    Nachdem Kriegsausbruch 1945 war die Kriegsmarine keinesfalls zum Kampf gegen einen weitaus mächtigeren Gegner gerüstet, so das der „Dergl“ schlagartig seine Wiederauferstehung“ erlebte.


    Einer dieser vielen Fischdampfer war auch die Dr. Eichelbaum.


    Der Dr. Eichelbaum war nur ein sehr kurzes Leben vergönnt.
    Sie wurde 1937 von den Howaldts Werken, Hamburg für H. Fock, Hamburg, unter der Bau-Nr. 769 gebaut. Sie war 53,8m lang , war 8,30m breit und hatte einen Tiefgang von 4,65 m.
    Angetrieben wurde Dr. Eichelbaum von einem kohlebefeuerten Kessel und einer nachfolgenden 3 - Fach - Expansions Dampfmaschine mit 850 PSi Leistung. Diese Leistung reichte für das 467 Brt große, oder 1000 tdw verdrängende Schiff aus um eine Dienstgeschwindigkeit von 12 kn zu erreichen.
    Im Frieden trug das Schiff die amtliche Fischereinummer HH 233.


    Von der Kriegsmarine wurde das Schiff 22.09.1939 übernommen, unbenannt in M-1108, umgerüstet zum Mienenräumer und in die 11.Minensuchflotille eingegliedert.
    Es war bewaffnet mit einer 8,8cm Kanone mehreren Flakwaffen sowie Geräte und Ausrüstung zum Minenräumen.


    An einem Samstag im April, gegen Mittag, um genau zu sein um 13:45 Uhr des 13.04.1940 kollidierte Dr.Eichelbaum östlich von Langeland in Höhe der heutigen Ortschaft Steonse, mit dem wesentlich größeren dänischen Dampfschiff „Scandia“ von A/SD/S D.F.K. Københaven. Das Schiff war mit 1709 Brt. fast 4 mal so groß wie Dr. Eichelbaum.
    Ein Besatzungsmitglied starb bei der Kollision.


    Dr. Eichelbaum sank nach kurzem Todeskampf in eine maximale Tiefe von 27 m, einzelne Teile der Aufbauten ragen heute noch bis zu einer Wassertiefe von 18 m herauf.
    Das Wrack liegt leider in einem Seegebiet wo durch geografische und ozeanografische Verhältnisse oft eine heftige Strömung, von teilweise mehr als 5 Kn, vorherrscht. Leider kommt diese Tatsache dem Tauchen am Wrack nicht immer zu gute.


    Das Wrack liegt auf Grund, auf ebenen Kiel mit einer Krängung nach Steuerbord von schätzungsweise 20°. Das Wrack an sich ist außerordentlich gut erhalten.


    Man kann in das Ruderhaus sowie auch in andere Öffnungen in den Aufbauten und auch unter Deck tauchen.
    Oft fahren große Schiffe dicht bis sehr dicht an der Position vorbei, also scharfen Ausguck halten und das UKW unbedingt besetzt halten.

  • Hallo Peter,
    sehr unterhaltsamer lehrreicher Wrackbericht. Ich benutze das Wort Dergl relativ häufig, aber das es sich um eine Abkürzung handelt wusste ich nicht. Sehr interessant! =)
    An der Dr. Eichelbaum war ich selber noch nicht, ich habe immer
    bedenken, das wenn man eine Tour in den Langelandbelt plant das man dort wegen der Strömung recht häufig das Tauchen ausfallen lassen muss. :evil: Und dann? Es bleiben dann doch nur noch die Schnellboote, oder? :wirr:


    Gruß Rocco!

    ------FOERDESCHLOSSER-----


    „Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, wo ein Mann nie alleine ist, in dem er fühlen kann, wie das Leben aller in ihm bebt. Das Meer ist nur ein Behälter für alle die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die darin existieren; es ist nicht nur Bewegung und Liebe; es ist die lebende Unendlichkeit.“ Jule Verne

  • Moin Rocco, Ja auch bei uns wurde im U-Geschwader häufig der Begriff " Dergl." benutzt. Eigentlich für alles mögliche und unmögliche.


    Aslo scheint sich bis heute ja da nicht viel geändert zu haben.


    Ja, mit der Strömung ist das immer so eine Sache.:( Strömungsfrei war es noch nie, egal ob Ententeich oder Welle. Die Strömungsprognosekarten Vom DMI sind auch nicht immer hilfreich.:evil:


    Beim letzten mal ging der Blasenstream waagerecht vom Lungenautomaten weg und stieg erst 2-3 m seitlich vom Taucher auf. In einer Tiefe von knapp 20 m ließ die Strömung spürbar nach und ein rel. gemütliches Tauchen an diesem schönen Wrack war möglich.:)


    Ist ein tauchen an der Dr. Eichelbaum nicht möglich, gibt es noch einige weniger bekannte und betauchte Wracks z.B. die Arete, die Elak oder die Ena, an der Nordspitze von Langeland. An diesen Plätzen / Wracks ist die Strömung nicht ganz so stark. Also auch eine gute Alternative zum tauchen.
    Die Schnellboote sind natürlich auch nicht schlecht.=)


    Moin moin Peter

  • Moin!
    Wie schauts da oben eigentlich mit dem Schiffsverkehr aus?
    Das Wrackt liegt ja doch genau in der Fahrrinne und das Schiffsaufkommen ist doch an dieser Engstelle sicher auch recht groß.


    j.keno

  • Moin moin Jörn


    Schiffsverkehr ist dort jedemenge, Tanker, Bulkies, und Schachtelschiffe aller Größen fahren den grossen Belt rauf und runter wie an einer Perlenschnur aufgezogen. 24 Std . am Tag.


    Aber die Dr. Eichelbaum liegt fast genau auf dem "Mittelstreifen" dieser Wasserstrasse so das sie Fahrzeuge ca. mit einem Abstand von 5 Kabel bis 1nm Entfernung vorbeifahren. Scharfer Ausguck und ein betriebsklares UKW Gerät sind unabdingbar.

  • Hab ich mir schon gedacht, also nix für Roccos kleine GummiSau.


    In meine Wrack-Datenbank hab ich noch zwei Wracks in der nähe, MS Elak und den Kümo Ena. Was sind das für Wracks? Kennt die jemand genauer? Die Elak soll ja schon ziemlich Schrott sein!?


    Hier noch ein Link zu einem dänischen PDF-Dokument über die Dr. Eichelbaum.

    Süßwasser schmeckt doch gar nicht ;-)

    2 Mal editiert, zuletzt von j.keno ()

  • Nee, das ist nix für Roccos kleine Gummisau, absolut zu gefährlich, weil dieses kleine Boot weder von den Besatzungen der Schiffe gesehen wird noch taucht Ihr auf irgendeinem Radar auf. Um zur Dr. Eichelbaum zu kommen müßt das Fahrwasser queren.
    Ich pers. würde nicht mitfahren.


    Die Elak und Ena , die Ich in einer Antwort vorher genannt hatte, kann man als Ausweichziele ruhig mitnehmen. Sie sind zwar nicht mehr die besten aber man kann noch eine Menge sehen.


    Moin moin

  • Hallo Leute,
    Tja, da habt ihr leider recht, das ist alles zu gefährlich für kleine Boote.
    Auch die Elak und Ena würde ich nicht mit einem kl. Schlauchboot machen wollen. Es gibt weiter südlich noch einige Wracks die meiner Meinung nach schlauchboottauglich sind (vorrausgesetzt die Strömung lässt tauchen zu).
    Da gibt es einen ehmaligen Steinfischer "Skansen" direkt am Leuchtfeuer
    Hojbjerg E und S/S Arete liegt auch ausserhalb der Schifffahrttslinien.
    Bei allen anderen Wracks die dort liegen (und das sind einige) ist ein grösseres Tauchschiff mit einem brauchbarem Radarecho und Seefunk
    schon von Vorteil, wenn nicht sogar elementar wichtig. 8o



    Hier noch Links zum Thema:


    http://www.dykkercenterlangeland.dk/
    http://www.wreckdiver.dk/Vrag/Dr-Eichelbaum/album/index.html


    Viel Spass,
    Gruß Rocco!

    ------FOERDESCHLOSSER-----


    „Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, wo ein Mann nie alleine ist, in dem er fühlen kann, wie das Leben aller in ihm bebt. Das Meer ist nur ein Behälter für alle die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die darin existieren; es ist nicht nur Bewegung und Liebe; es ist die lebende Unendlichkeit.“ Jule Verne

  • Ja, war ne geile Sache!
    Und ganz schön laut! :Haare:
    Aber Sicherheit war gegeben, da du ja in Alufolie als Radarreflektor eingewickelt warst. :rofl:


    Viele Grüsse Rocco!

    ------FOERDESCHLOSSER-----


    „Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, wo ein Mann nie alleine ist, in dem er fühlen kann, wie das Leben aller in ihm bebt. Das Meer ist nur ein Behälter für alle die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die darin existieren; es ist nicht nur Bewegung und Liebe; es ist die lebende Unendlichkeit.“ Jule Verne

  • Hier einmal ein Video vom Tauchen an der Dr.Eichelbaum.


    www.myvideo.de/watch/5309016/Ein_Tauchgang_an_der_Dr_Eichelbaum

  • Hallo Taucher,
    wir (Tauchcompany Nord) waren vor einigen Jahren etliche Male an der Dr. Eichelbaum und immer mit www.dykkercenterlangeland.dk - Die Strömung ist oft der totale Hammer und mit Doppelpack kann man sich nur im Strömungsschatten verstecken oder im inneren des Schiffes aufhalten. Vor einigen Jahren ist ein dänischer Taucher dort umgekommen und man hat eine Messing Plakette vor eine Ladeluke befestigt. In der Brücke unter dem Holzboden waren damals einige alte Varta - Glasbatterien, die als Notstromversorgung sicher dienten. Diese Batterien wie auch andere Dinge im inneren des Schiffs sind sicher heute alle verschwunden.
    :hammer:
    Obwohl es nur ca. 30 Meter Tief ist sollte man doch nur als wirklich erfahrener Taucher dort tauchen gehen.


    Mit sonnigen Grüßen
    Euer Matthias


    Unterwasserfilme = http://www.lanzarote-tauchen-dive.com/clips/index.php

  • Erfahrung gehört unbedingt dazu, jedoch gibt es auch bestimmte Zeitfenster wo ein Tauchen mit wenig Strömung rel. gefahrlos möglich ist. Dies bedarf natürlich eine gewisse Organisation im Vorfeld und es kann dabei passieren, das die Tauchgänge nicht zu üblichen Zeiten stattfinden können.
    Wie man im Video sehen kann, war der Zeitpunkt zu Beginn des 1.Tauchgangs sehr ungünstig, das lag aber daran, das Ulli, entgegen der Planung einige Stunden zu spät kam.


    Die Batterien sind übrigens noch da

  • Hallo Peter,
    ich persönlich bin mir sicher, dass Du Deine Sache auch an Dr. Eichelbaum voll im Griff hast und man als Taucher bei Dir gut aufgehoben ist. Ich bin vor langer Zeit 2 mal mit Dir gefahren, wo Du beide Male aus Sicherheitsgünden ( schlechtes Wetter ) die Fahrt geändert hast und das sollte ja auch immer der richtige Weg sein. - safety first - :huhu:


    Mit sonnige Grüße von Lanzarote


    Matthias

  • Moin, Peter, der Bericht von der Dr. Eichelbaum, interessant u. lesenswert. Das ihr um 10. 00 rausfahrt noch besser. Das auch Herr Schulz bei Euch mitfährt nicht zu übertoppen. Die Lampen sind wirklich klasse. Kommt demnächst vermutlich mal zur Boot wieder ein Knaller raus. Ich freu mich schon aufs Frühjahr dannfahren wir mit euch mal raus.
    Beste grüße aus dem südlichen Schleswig-Holstein


    Edit durch Svenson: Bitte bei Bezug auf ein aktuelles Thema kein neues Thema starten, sondern die Antwort-Funktion benutzen. Habe den Beitrag angefügt. Und zweitens bitte solch eher persönlichen Mitteilungen nicht über das Forum schreiben, sondern die PN-Funktion benutzen.

    Hauptsache man denkt anders als die moralische Mehrheit. =) =) =)

    Einmal editiert, zuletzt von Svenson ()